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Mein
Weg zu den Pferden führte anfangs nicht über das Reiten.

Als kleiner Junge beobachtete ich diese großen, eleganten Tiere und versuchte mit ihnen spielerisch in Kontakt zu kommen. Mein Verhältnis zu den Pferden entwickelte sich wie zu Hunden oder Katzen, freundschaftlich und frei von jeglichem Nutzungsgedanken. Schon damals war es für mich schmerzlich anzusehen, wenn Pferde Tag und Nacht in ihren „Käfigen“ eingesperrt blieben und von ihren Reitern dann in der Reitbahn „zusammengeschraubt“ wurden. Als Kind solidarisiert man sich schnell mit den Unterdrückten. Diese Einstellung sollte prägend werden für meinen weiteren Weg mit den Pferden.

Rönnevejs Winston unter dem SattelRönnevejs Winston unter dem SattelNatürlich bekam ich damals auch die Möglichkeit zu reiten, aber so richtig entflammte die Leidenschaft erst mit Anfang zwanzig. Ich machte mein Reitabzeichen und konnte verschiedene Pferde in Springen und Dressur reiten. Mein erstes eigenes Pferd hieß „Dreyfuss“, war ein riesiger, langer Westfale, mit einem sonnigen Gemüt, das wirklich gar nichts trüben konnte. Der Unterricht in meinem damaligen Reitverein war allerdings nicht sehr hilfreich, denn bei Problemen wurde nichts erklärt, sondern man wurde gezwungen, jegliche Hilfen zu verstärken. Mehr, mehr, mehr! Da Dreyfuss Charakter besaß, wehrte er sich zunehmend und ich konnte selbst als kräftiger Mann mit den Zügeln nicht mehr dagegen halten. Das Ende vom Lied war, dass meine Reitlehrerin mir ein anderes Pferd anbot, da mit Dreyfuss ja offensichtlich „kein Blumentopf“ zu gewinnen sei. Ich schaute Dreyfuss in sein lächelndes Gesicht und es war klar: Ich war zu dem Reitertypus geworden, welcher mich als Junge so abgeschreckt hatte. Die Entscheidung war getroffen, Dreyfuss blieb, der Sport ging.

So begann ich mich neugierig umzuschauen, las viel, probierte einiges aus und kam am Ende zu der Erkenntnis,  dass ich weiter Dressur reiten wollte, aber eine Dressur mit „menschlichem Anblick“. So lernte ich über Umwege Philippe Karl kennen, ein ehemaliges Mitglied des Cadre Noir in Saumur, bei dem ich dann eine 3 ½ jährige Reitlehrerausbildung absolvierte. Diese Zeit war eine Offenbarung an Wissen und Bildung. Hier lernte ich, wie reiterliche Probleme analysiert werden, und welche Lösungswege es gibt, Lektionen pferdegemäß vorzubereiten und mit Leichtigkeit umzusetzen. Aber das wichtigste für mich war zu erkennen, dass, wenn es Probleme gibt, der Reiter sich selbst überprüfen muss und nicht das Pferd verantwortlich machen darf!

Beruflich blieb ich den Pferden ebenfalls treu. Ich arbeitete als staatlich geprüfter Hufbeschlagschmied und habe mir auch von dieser Seite viel Wissen über die Biomechanik und den gelassenen Umgang mit Pferden aneignen können.

Als ich aus gesundheitlichen Gründen den Hufbeschlag einschränken musste, studierte ich in Flensburg Lehramt für Realschulen und schloss die Ausbildung mit dem zweiten Staatsexamen erfolgreich ab. Gerade auch dieses pädagogische Wissen hilft mir heute, meinen Reitunterricht immer individuell passend zu gestalten.

Nach der Ausbildung bei Philippe Karl interessierten mich auch andere Richtungen der Klassischen Dressur. So besuchte ich einen sehr aufschlussreichen Kurs mit Jean-Claude Racinet und ritt dann 3 Jahre lang Kurse bei Desmond O'Brien, einem ehemaligen Bereiter der spanischen Hofreitschule in Wien.

 

Über meine Frau, die sich für die Rettung der vom Aussterben bedrohten dänischen Pferderasse der Frederiksborger einsetzt, kam dann der Kontakt mit Anja Beran zustande. Meine Frau überließ der Stiftung von Frau Beran einen Frederiksborger Hengst, woraufhin wir regelmäßig eingeladen werden und auch an einem internationalen Workshop teilnehmen durften. Durch die Frederiksborger sind wir auch in Kontakt mit Bent Branderup, der einige dieser außergewöhnlichen Pferde besitzt.

Zuletzt erhielt ich von einem der letzten deutschen klassischen Ausbilder Reitunterricht, Kurt Albrecht von Ziegner. Sein geschultes Auge, die Erfahrungen aus den verschiedenen Reitepochen und seine unkonventionellen Methoden (> "Hangbahntraining") zeigen, dass auch die (alte) deutsche Schule eigentlich immer schon pferdegemäß war.

 

In meinem bisherigen Reiterleben haben mich einige Pferde kürzer oder länger begleitet. Heute ist mir klar, dass ein Pferd, welches mich länger begleiten soll, zu meiner Persönlichkeit passen muss.

Wie geht das? Ich muss meine Persönlichkeit und die des Pferdes (Interieur) realistisch einschätzen können. Häufig werden Pferde aufgrund ihres Exterieurs (Körperbau, Bewegungen) ausgewählt, jedoch ist ein gutes Interieur eine wichtige Voraussetzung für die harmonische Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier. So kann ein Pferd seine körperlichen Nachteile durch Neugierde, Intelligenz, Lernwillen usw. ausgleichen, was im umgekehrten Fall jedoch viel schwieriger ist. Aber auch die Kombination Reiter-Pferd muss passen: Brauche ich als energischer Reiter eher ein ruhiges Pferd oder beruhigt mich ein energisches Pferd, weil ich meine eigene Energie herunterfahren muss?

Manche Reiter erwarten von ihren Pferden ein Verhalten, welches das Pferd weder rassebedingt noch von seinem Geschlecht her erfüllen kann. Selbstverständlich kann man ein Pferd jeglicher Rasse dazu bringen, mit Leichtigkeit geritten zu werden, aber jedes Pferd hat seine eignen geistigen und körperlichen Bewegungsgrenzen, welche der Reiter erkennen  und akzeptieren muss. Besonders im Sportreiten werden viele Pferde über ihre natürlichen Möglichkeiten hinaus verritten, weil sie an den Vorbildern ihrer Reiter - Totilas und Co. - gemessen werden.

Zusätzlich sollte man sich bewusst sein, dass sich das Geschlecht des gewählten Pferdes massiv auf das Reiten auswirkt. Im Gegensatz zu Wallachen sind Hengste und Stuten naturbelassene Pferde, bei denen die hormonellen Einflüsse voll zum tragen kommen. Auch hier gilt: Grundlagenkenntnisse helfen, Missverständnisse abzubauen und falsche Erwartungen zu vermeiden.

Über all das habe ich mir natürlich am Anfang meines reiterlichen Lebens keinerlei Gedanken gemacht. Mit meinem ersten Pferd hatte ich Glück, denn wir passten nachher sehr gut zusammen.

 

Dreyfuss (+)

War ein wirklich sehr großrahmiger Westfale. Sein Spitzname war „Linus“, weil er und seine Decken immer genauso dreckig waren, wie die der Figur in den Peanuts Comics. Er war ein Sonnenschein und verbreitete sofort gute Laune. Ihm verdanke ich meinen reiterlichen Sinneswandel. Obwohl er sich nichts gefallen ließ, blieb er immer freundlich und suchte eher „kreative“ Möglichkeiten sich zu entziehen. Dreyfuss zwang mich zum Umdenken, denn das sportliche Reiten verhärtete mich zunehmend und entfernte uns voneinander. Erst als man mir nahelegte ihn gegen ein „besseres“ Pferd einzutauschen, wurde mir klar: Ich wollte ihn behalten und suchte deshalb passendere Alternativen für uns beide. Diese Entscheidung habe ich nie bereut. Danke Dreyfuss!

 

Rönnevejs Winston (+)

Machte seinem Namensgeber alle Ehre: Starker Willen und Kampfgeist. Mit ihm machte ich meine intensivsten Reiterfahrungen. Winston war ein dänischer Halbblüter, mit dem ich alle meine Kurse und Ausbildungen durchlaufen habe. Diese auch anstrengenden Zeiten, hatten uns über die Jahre sehr eng zusammengeschweißt. Er ließ mich wirkliche Leichtigkeit spüren. Er ist jeden Tag bei mir. 

 

 

Loke Hegnsbo

 Ist der Jüngste in unserem Stall. Er ist ein Frederiksborger Riesenbaby mit 1,76 m Stockmaß. Loke ist sehr groß für seine Rasse, aber da ich auch sehr lang bin, brauche ich ein entsprechend passendes Pferd. Der Frederiksborger ist, ähnlich wie die Iberer und andere Barockpferderassen,  sehr menschenbezogen, intelligent und arbeitswillig. Es ist manchmal schon unheimlich, wie engagiert Loke ist, um meinen Wunsch vorauszuahnen. Durch Loke habe ich meine Sensibilität und Wahrnehmung nochmal verfeinern können.

 

 

 

Sargo Vejleby

Sargo ist ein Frederiksborger Hengst, dessen Besitzerin ihn mir zur Verfügung gestellt hat, um ihn wieder an das Reiten heranzuführen. Er hat eine besondere Farbvariante (Palomino) und ist daher für die Zucht sehr interessant, da die Frederiksborger hauptsächlich die Fuchsfarbe vererben. Sargo hat die letzten zwei Jahre nur gedeckt und ist deshalb etwas untrainiert. Mit seinen zwölf Jahren hat er natürlich schon einiges erlebt, aber wir haben uns gut auf ihn eingestellt und er sich gut eingelebt (auch wenn "Legolas", der Hengst meiner Frau, das anfangs für keine besonders gute Idee gehalten hat).      

 

 

Yaspisgaards Calimero

Calimero ist der neueste Zugang in unserem Stall. Er ist eine interessante Mischung aus Frederiksborger (nein, er ist kein Knabstruper und war mal braun mit weißen Stichelhaaren!) und Trakehner, was sich auch deutlich in seinem Willen und Ehrgeiz erkennen lässt. Leider (oder vielleicht auch zum Glück für ihn) wurde Calimero nach dem Anreiten nur hin und wieder mal zum Ausreiten genutzt und wegen privater Probleme seines Besitzers die letzten zwei Jahre ganz auf eine Weide abgeschoben. Wir holten ihn zu uns und schnell war klar: Calimero wollte zeigen was in ihm steckt! Seitdem erstaunt er uns immer wieder mit seiner schnellen Auffassungsgabe, seinem Lerneifer und seinen körperlichen Fähigkeiten, was bei seinem ungünstigen Körperbau immer wieder überraschend ist (er war wirklich ein erbärmlicher Anblick  als wir ihn das erste Mal auf der Weide sahen).

 

 

Und es gab noch viele weitere Pferde, die mich/uns über kürzere oder längere Perioden begleitet haben. Erwähnen möchte ich hier noch:

"Goldinsel", westfälische Halbblutstute

"Annabel", Hannoveraner Stute

"Ronja", Dänische Warmblutstute

"Junker Langlökkegaard", Frederiksborger Hengst